Unsere Großmutter
Unsere Großmutter ist seit einem schweren Schlaganfall im heißen Sommer 2003 halbseitig gelähmt. Seit diesem Ereignis leben wir nicht mehr im gleichen Haus (Andrews Elternhaus) zusammen. Andrew wohnt noch bei Großmutter, Joël (der mittlerweile auswärts an einer Universität studiert) und ich, seit über dreieinhalb Jahren in einer wunderschönen Wohnung bei ganz aufrichtigen und netten Leuten.
Für mich ist es immer wieder faszinierend, wenn ich sehe, mit welchem Einfühlungsvermögen Aramis mit Großmutter umgeht. Er würde niemals von sich aus ans Bett hochstehen oder sie anbellen - Aramis war ganz erstaunt als ich zu ihm “allez-hopp” sagte und auf das Bett klopfte . . .
«Wieso soll ich ausgerechnet aufs Bett springen? Zu Grossmutter???»
Erst die Aussicht auf ein “Guddeli” konnte ihn davon ueberzeugen die Vorderlaeufe auf die Bettkante zu legen - und dann aber schnell wieder runter. Wenn er ganz gut “drauf” ist, finden wir seinen Spielzeugknochen oder den Ball am Fussende auf der Decke. Und wenn er Grossmutters Hand, Knie oder Fuss am Bettrand entdeckt, kommt er schnell und leckt sie. Er weiss ganz genau, dass sie auf unsere Hilfe angewiesen ist und er weiss auch ganz genau, dass er in ihrem Zimmer nicht toben soll; hier kommt er ganz vorsichtig herein und legt sich zu ihr ganz leise auf ihre gemuetliche Couch am Fenster. Ausser den beiden Physiotherapeuten, die mehrmals in der Woche Grossmutter bewegen kommen, laesst Aramis keinen zu ihr. Moechte ein Fremder nur in die Naehe von Grossmutter, stellt er sich in den Weg - «Aber keinen Schritt weiter!» knurrt er. Da hilft nur wegsperren, sonst wuerde er sie verteidigen - dann wuerden sicherlich die Fetzen fliegen.
Grossmutter (Mai ‘01) auf ihrer Gartenbank im Bluetenparadies der Rhododendren - uebrigens, auch unsere Grossmutter ist ein Widder