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Schäferhundeplatz

December 5th, 2003 by admin

Duke

Mehr und mehr ging ich mit klopfendem Herzen vor die Türe. Aramis führte ich kurz bei mir, ich wollte vermeiden, dass er unvermittelt losrennen kann. Dies wirkte sich allerdings keinesfalls beruhigend auf meinen Hund aus, ganz im Gegenteil, er schützte umso stärker… Es gab wohl eine Wechselwirkung, Aramis fühlte meine Verunsicherung und ich hielt ihn immer fester, immer verkrampfter an der Leine.

Zu dem Zeitpunkt, als ich mich entschloss, mit Aramis auf den Schäferhundeplatz zu gehen, war ich zeitenweise mit meinen Nerven am Rande der Verzweiflung gelandet. Weshalb ein Schäferhundeplatz? Ganz einfach: Hier bei uns im äußersten Zipfel von Suedwestdeutschland gibt es keinen Dobermann-Club. Der nächste Club der Landesgruppe Württemberg ist entweder Stuttgart, Ostalb, Zollern/Baar oder dann Heilbronn oder Kehl - alles viel zu weit entfernt; Schäferhunde-Vereine hingegen gibt es im bei uns im näheren Umkreis wie Sand am Meer. Es war deshalb naheliegend, einen dieser Vereine zu wählen; Mitte November war es dann soweit.

Aramis als Schäfer

Ich möchte ueber niemanden schlecht berichten, aber ich möchte vorweg nehmen, dass ich mich von Anfang an “Fehl am Platz” in diesem Verein gefühlt habe. Alleine die Tatsache, dass der Hund nicht der zentrale Mittelpunkt meines Kommens war, störte mich. Aramis hatte ewig im Auto zu warten, bis wir endlich an der Reihe waren. Als ich dann meinen sehnlichst wartenden Hund aus dem Wagen holte, strotzte dieser vor aufgestauter Energie; Aramis schien mit dieser “Sorte von Kollegen” wohl vertraut - jedem wollte er imponieren…

Mit anderen Worten, “ich mischte mit meinem hippeligen Dobi die Schäfer mal so richtig auf…” Auch ich erhielt so manche Zurechtweisung wegen meines Hundes, “der hat aber”, das sah man gleich, “eine tolle Ausbildung”! Um den Gehorsam meines Hundes zu festigen, riet man mir, meinen Hund aus dem tiefsten Innersten laut anzuschreien, ihn mit einem scharfen “Nein!” und intensivem Leinenruck bei Ungehorsam zu korrigieren… Uuuupps das war aber eine eigenartige Tonart - zunächst folgte auch ich… schreien, Ruck und “Nein!”, schreien, Ruck und “Nein!” punishment, also die compulsive method, naja; alles nach der “altbewährten langerprobten deutschen Methode”, mit Strafe und Zwang - funktioniert ja vielleicht bei einem Schäfer… ob es bei unserem auch funktioniert haette?

Man bewies mir, wie gut der Hund eigentlich folge… ich beobachtete, wie sich Aramis unter seinem Schäferhundeführer duckte und wie er ihm huldigte - es war kein freudiges Miteinander. Als er beim Vorbeilaufen einen seiner Schäferkollegen anbellte, wurde zuerst geschrien, dann wurde er im Genick gepackt und geschüttelt. Und wieder und wieder… Aramis machte sich immer kleiner, aber er versuchte es auch immer wieder.
Das war nicht das, was ich mir vorstellte. Ganz und gar nicht! Diese Tortur bewirkte nichts als Entsetzen und große Verunsicherung bei meinem Hund. Die Körperhaltung von Aramis war nicht mehr die eines stolzen DOBes. Im Ergebnis duckte sich Aramis bereits, wenn man nur eine schnelle Armbewegung machte. So wollte ich mit meinem Hund nicht umgehen. Das konnte keine Lösung sein, nicht für Aramis. Je länger ich meinen Hund beobachtete, umso mehr musste ich feststellen, dass genau diese Erziehungsmethode wohl die Wurzel des Übel sein musste.
Auf dem Hundeplatz in geduckter Haltung “alles paletti”, auf den Spaziergängen immer noch dasselbe extreme Schutzverhalten. Verhaltensweisen, die ich mir nicht erklären konnte, änderten sich nicht: Warum will Aramis partout unter keinen Tisch gehen? Weshalb zittert er, wenn er im Haus die Treppe hinuntergehen soll? Weswegen weigert er sich, mit mir in den dunklen Keller zu gehen?

Eines war mir klar geworden: mit Zwang würde ich Aramis’ Vertrauen sicherlich nie vollends gewinnen koennen. Es muß eine andere Methode geben.

Man erkannte unser “Problem” nicht. Im Gegenteil: Man gab mir sogar zu verstehen, dass der Hund schon in Ordung sei “Aramis ist kein Problemhund!” - dass nur ICH nicht mit ihm zurecht kommen würde; ich wäre nicht in der Lage, mich bei meinem Hund durchzusetzen.
Bewußt schreibe ich “Problem” in Anführungszeichen, denn genau darum geht es. Die Leute sind und waren nicht in der Lage, genau dieses richtig zu erkennen und zu analysieren. Im Nachhinein frage ich mich, ob es daran lag, dass man keine Lust oder keine Zeit hatte oder dessen nicht fähig war? Man wollte auch gar nichts über Aramis’ Vorgeschichte wissen; Tierheim? - interessiert nicht.
Jedenfalls erkannte man nicht, wo unser eigentliches “Problem” lag. Wir sind nicht mehr hingegangen. Allerdings hatte ich selbst auch keine Lösung für unser “Problem” zur Hand.

Geschliffene Zähne

Hier sieht man die perfekt abgeschliffenen Reißzähne ganz deutlich…

4 Responses to “Schäferhundeplatz”

  1. Bettina Says:

    Wir haben Aramis mit vier fein säuberlich plan abgeschliffenen Reißzähnen sozusagen “übernommen”.

    Wir haben von unserem Tierarzt erfahren, dass dies besonders in Schäferhundkreisen “so üblich” ist. Damit verhindert man das Schlimmste, wenn der Hund beißt - das sogenannte “Lochen” wird so vermieden…

    Doch auch dies hat wohl das “Problem” seines Vorbesitzers nicht lösen können…

  2. Bettina Says:

    Heute bin ich sehr froh, dass wir intuitiv gespürt haben, dass diese Methode nicht die Lösung sein kann und dementsprechend gehandelt haben. Insbesondere Andrew hat mich sehr unterstützt und wir beide sind heute der Überzeugung, dass wir es nur geschafft haben, weil wir eben genau NICHT mit Zwang den Hund genütigt haben, sondern uns zunächst bemüht haben, das Vertrauen unseres Hundes zu gewinnen.

    Es war nicht immer alles “Friede, Freude, Eierkuchen” - im Gegenteil. Aber anders hätte Aramis keine Chance gehabt. Hätten auch wir die compulsive method angewandt, hätte Aramis aufgrund seiner negativen Erfahrungen, sicherlich auch uns gegenüber dasselbe Verhalten an den Tag gelegt - doch: uns hat er noch nie gebissen.

    Übrigens: Stufe für Stufe haben wir mit Aramis trainiert… es kam mir vor wie eine Ewigkeit. So im Januar, war es dann soweit, dass er sich traute, die Treppe runterzulaufen - freiwillig. Heute muss ich dagegen aufpassen, dass er mich mit seinem Schwung nicht umschmeißt - er fetzt die Treppe rauf und runter wie ein Wilder ;-) …Dunkel, Keller, Tisch und Treppe - heute unvorstellbar, dass sich Aramis davor je gefürchtet hat.

    Und noch ein großer Unterschied: im Gegensatz zu einem Schäfer ist ein anderthalb Jahre alter Dobermann in diesem Alter noch nicht “erwachsen”. Ein Dobermann hat eine viel längere Entwicklungszeit, erst im Alter zwischen drei bis vier Jahren ist ein Dobermannrüde voll ausgereift; dies ist heute der Fall - damals, vor mehr als zwei Jahren, war Aramis noch ein Bub, eben ein Flegel…

  3. Andrew Says:

    Liebe Bettina,

    diesen Eintrag lese ich erst jetzt bewusst. Das mit dem “Problemhund” ist damals, denke ich, wohl anders entstanden: Ich telefonierte mit jemandem aus dem Vorstand dieses Schäferhundevereins und erklärte, dass wir ein Problem hätten.

    Mein “Problem”, welches ich zu schildern versuchte, war folgendes: wegen der Pflege der Oma, d.h. alle zwei Stunden umbetten, konnten wir mit Aramis nicht länger als eine Stunde am Stück spazieren gehen. Ich wollte damals lediglich einen Tipp, wie man einen Dobermann stundenweise so bewegen kann, dass er ausgelastet und zufrieden ist.

    Anscheinend habe ich damals aber wie so oft, viel “zu kompliziert” geredet und daraufhin wurden die Leute auf diesem Schäferhundeplatz darüber informiert, dass eine Frau mit “Problemdobermann” käme. Du erinnerst Dich sicherlich auch noch daran, dass Du damals mit dem Tierschutz-Hundegeschirr auf dem Hundeplatz erschienen bist und nicht mit Stachler und Kurzführer.

    Im Nachhinein bin ich eigentlich der Überzeugung, dass uns diese Leute wirklich nur helfen wollten: Geschirr weg, Hund mit kurzer Leine am Würgehalsband führen, Schreien aus dem Innersten heraus und - wenn das nicht klappt - Leinenruck!!!

    Sei froh, dass Du damals auf den Hundeplatz gingst und nicht ich als Tierschützer, sonst hätten wir jetzt eine paar “Freunde” mehr.

    Zeitlich bist Du auch etwas durcheinander gekommen, Du warst damals Mitte November 2003 erstmals auf diesem Platz, im Dezember 2003 hatte ich mit Aramis bereits mit dem “Sniffen” begonnen (sorry, das heißt ja: Nasenarbeit auf Kohlenstoffverbindungen und andere “fein riechenden” Sachen - ein Gebrauchshund, wie der Dobermann, darf ja auch beim Schnüffeln keinen Spaß haben, der muss arbeiten).

    Gruß und Kuß

    Andrew

  4. Anke Says:

    Ich muß es zugeben..Gebrauchshundeplätze (nett umschrieben, nöch?) sind eine Welt für sich..zumal oft auf dem Lande ;-))

    Die allermeisten Leute dort kaufen sich bewußt einen Welpen aus der Verbindung X für ihren Sport. Auch andersrassige Vierbeiner haben oft einen schweren Stand! (Könnt Ihr Euch vorstellen, das wir seit bestehen unseres Schäfervereins die ersten!!! waren, die mit einem/mehreren Nichtschäferhunden dort vollwertige Mitglieder wurden?) Wir waren ja schon so selbstbewußt zu sagen- so passt es uns für unsere Dobis nicht! Das mussten die auch erst akzeptieren lernen…auch, dass mir ein “V” in der Unterordnung wurscht ist!!

    Mann kann es nicht glauben - dort gibt es jetzt auch Riesenschnauzer, Pudel, Jacky, Jagdterrier, Border,.. auf einmal auch wieder junge Hunde mit jungen Leuten…kein tele auf dem Platz….bald auch freies Spiel vor und nach dem Üben für Interessierte!

    Die Zeiten ändern sich-Gott sei Dank!!

    (Aber dieses wie Max neben Frauli stehen und immer größer werden, kenne ich auch! Deshalb:nicht nur “ernste” Arbeit auf dem Platz…auch Jux und Dollerei!)

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